00:55
WW: Also gleich vorweg …
Vor dir sitzt ein riesiger Fan von deinem Buch „Einfach entscheiden ein Navigator in unsicheren Zeiten“, welches ja heute auch der Inhalt unseres Podcasts sein wird.
Fan riesig, zum einen weil mich Thema Entscheidungen auch beruflich als Trainer und Coach begleitet und zum anderen aber, weil ich so viele neue Erkenntnisse, durch die wirklich strukturierten und praxisorientierten Inhalte erlangt habe von deinem Buch, dass es mittlerweile auch ein Wegbegleiter bei meinen eigenen Entscheidungen geworden ist.
Aber bevor wir jetzt wirklich in das Thema der Entscheidungen eintauchen würde, ich dich bitten unseren Zuhörerinnen und Zuhörern den Christian Koudela einmal näher vorzustellen, vor allem aber was dich dazu motiviert hat, gerade das Thema Entscheidungen in den Fokus zu nehmen und ein Buch darüber zu schreiben.
01:38
CK: Ich könnte jetzt sagen es war einmal. Ich bin auch im Zuge der Auseinandersetzung draufgekommen, dass das Thema mich schon sehr sehr lange begleitet. Beruflich würde ich sagen in der Zeit als technischer Projektleiter im internationalen Kontext, wo einfach aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen aber auch durch die Aufgaben im Projektgeschäft es einfach notwendig ist das Entscheidungen getroffen werden. Und wenn die dann lange brauchen, oder es sich, ja manchmal auch verläuft und dort gar nichts mehr weitergeht, da waren für mich so die ersten Paintpoints da. Also da geht nichts weiter. Und das ist so mal dann die berufliche Schiene. Und über das Studium hat mich das Thema dann wieder ein bisschen erhascht und erfasst, weil ich dann 2012 meine Diplomarbeit darüber geschrieben habe, über die beeinflussenden Faktoren im Entscheidungsprozess von Führungskräften. Und auch da. Spannendes Auseinandersetzen damit, die Masterthesis, Diplomarbeit war abgeschlossen, alles gut und wie der Zufall so will, ein paar Jahre wieder später: Großer Kunde der anfrägt mit der Bitte eigentlich an uns herangetreten ist, zu sagen, wir brauchen eine neue Herangehensweise an das Thema Entscheiden in komplexen Situationen, in Zeiten des Wandels. Und nachdem mich das Thema dann ein drittes Mal gestreift hat, hab ich halt den Ball endgültig aufgenommen und mache das Entscheidungsthema für mich jetzt für mich zum Hauptthema in der Beratung und in den Trainings. Und dann war irgendwann auch der Punkt, und da hat auch Corona ein bisschen mitgespielt, zu sagen, so jetzt setze ich mich einmal hin und schreibe mal alles runter, was mir dazu einfällt oder was ich aus meiner Erfahrung mitgenommen habe. So ist das Buch entstanden und so ist vor allem auch meine Liebe zu dem Thema wieder entfacht und brennt nach wie vor lichterloh.
03:16
WW: Drei Zeichen, klare Zeichen, aber die muss man ja auch lesen können, oder?
CK: Ja, das ist immer so ein bisschen, dieser Steve Jobbs Moment, sag ich jetzt einmal, in seiner berühmten Stanford Rede. In dem Moment hätte ich gesagt ja, ist halt, aber rückblickend zu verstehen, so ok, das kommt aus der Praxis das kommt aus der Akademia, das kommt aus der Anfrage aus dem Bedarf beim Kunden. Und eben hinterher ist es dann leicht diese Punkte zu verbinden und zu sagen, es hat sollen sein.
03:43
WW: Christian Kaffee oder lieber Tee?
CK: Kaffee
WW: Mit oder ohne Milch?
CK: So wenig wie möglich, also einen kleinen Schuss braucht es, aber
WW: Mit Zucker oder ohne Zucker?
CK: Ohne Zucker.
WW: Ok, das waren jetzt 3 Entscheidungen, die man eigentlich treffen müsste.
CK: Oder die schon so verinnerlicht sind, dass sie von alleine kommen, ja.
04:00
WW: Also 20 000 Entscheidungen täglich, habe ich gelesen in deinem Buch. Die meisten Gott sei Dank davon unbewusst, aber nichts desto trotz es ist ja auch eine Einstellungssache wie man es sieht, muss ich oder darf ich die Entscheidung treffen. Wie siehst du das als jemand, der sich wirklich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt hat: Musst oder darfst du deine Entscheidungen treffen?
04:22
CK: Ich würde sagen du sollst. Um jetzt noch eine dritte Option ins Rennen zu werfen. Aber was du angesprochen hast, oder was ich rausgehört habe aus der Frage. Ich erlebe schon oft, dass manchmal so diese Bürde des Entscheidens, da muss jetzt etwas geschehen, da müssen wir uns entscheiden, dass etwas kommt. Und mein Zugang ist dann immer zu sagen, wenn wir nicht entscheiden müssten, dürften, könnten, sollten, also wenn das quasi schon entschieden ist, dann ist ja quasi alles schon vorherbestimmt und determiniert. Also, die Entscheidung gibt uns ja die Freiheit zu gestalten und zu tun, Richtungen und Wege zu gehen. Also aus dem her würde ich sagen. Jeder Mensch der entscheiden kann, hat das Privileg, entscheiden zu können.
05:06
WW: Schön dass du jetzt gesagt hast, das Privileg, glaubst du, dass das jeder Mensch auch so sieht oder erkennen kann?
05:12
CK: Nein (lacht) kurze Antwort: nein. Also ich erlebe natürlich auch ganz viel in der Auseinandersetzung mit Führungskräften und mit Expertinnen, die mir sagen, huch, also entscheiden wird sehr oft auch anstrengend wahrgenommen, gerade in den heutigen, jetzigen Zeiten, wo auch sehr viel in Bewegung ist, im Wandel ist und auch die Frage ist wie sehr können wir auch Sicherheit erlangen beim Entscheiden, wenn sich tagtäglich, fast stündlich Zahlen ändern, Annahmen ändern, die Welt ändert, ist immer die Frage worauf beruht eine Entscheidung und wie sehr oder wie weit voraus kann ich auch entscheiden oder traue ich mir zu zu entscheiden und dann auch mit Ruhigem Wissen und Gewissen zu sagen: Das passt.
05:54
WW: Lieber Christian, was sagt dir der Name Jack Reacher?
CK: Jack Reacher? Ist das nicht eine Trilogie mit dem Tom Cruise?
06:06
WW: (lacht) ja auch, grundsätzlich ist es eine fiktive Romanfigur, stimmt, hast du Recht, von Lee Child. Also eher aus dem US-amerikanischen Raum. Es gibt glaube ich sogar jetzt eine Serie auf Netflix, aber Jack Reacher sagt auf jeden Fall in seinen Filmen oder im Buch: Im Zweifelsfall immer links abbiegen. So wie ich das verstanden habe, ist das eines seiner Prinzipien, recht rasch im Fall von Jack Reacher und unter Druck zu einer Entscheidung zu kommen. Du führst in deinem Buch die beiden Begriffe Pilot, bzw. Autopilot an. Befindet man sich dann, wenn man Prinzipien folgt in einem Autopilotmodus oder ist das auch eine bewusst getroffene Entscheidung?
06:48
CK: Jetzt kommt die Antwort eines Beraters: Es kommt darauf an. Also ich würde es für mich so formulieren: Pilot spricht ja dieses bewusste Entscheiden an im Sinne von Innehalten, auch ein stückweit in die Analyse zu gehen oder in die bewusste Reflexion des Entscheidens als Prozess. Der Autopilot ist so dieser Automatismus, diese Abkürzungen, die wir einfach als Mensch brauchen um als Mensch effizient und schnell handeln zu können, diese Routine, die da sehr stark da drinnen ist. Und in dem Beispiel würde ich jetzt sagen, das klingt ein bisschen mehr nach Autopilot, weil ja nicht die Frage gestellt wird links oder recht, sondern Default links, also im Sinne des Default-Fall-Back-Modus da auch schnell zur Entscheidung zu kommen ohne in diese bewusste Reflexion reinzugehen. Also da die Antwort, eher Autopilot.
07:39
WW: Also, ich sage jetzt mal z.B. Verhalten im Brandfall, da gibt es ja auch diese drei Schritte. Wäre das auch so ein Fall? Also: Alamieren, Retten und dann Löschen.
07:51
CK: Genau, also, da sind diese Routinen. Also im Hirn versuchen wir dadurch einfach diese Routinen, diese Bahnen so zu primen, also zu bauen und vorzudefinieren, dass wir nicht mehr überlegen müssen um zu einer Entscheidung zu gelangen.
08:08
WW: Was nicht heißen muss, dass wir uns dann wirklich auch so entscheiden, wie es dort steht?
08:15
CK: Ja, kurze Antwort, natürlich kann es auch anders kommen, aber die Idee hinter dem Autopiloten ist ja, schnell ins Handeln zu kommen, schnell zur Entscheidung zu kommen um auch rasch reagieren zu können.
08:26
WW: Gleich zu Beginn schreibst du über die beiden unterschiedlichen Zugänge zur Entscheidungsfindung. Ich zitiere: Die erste grobe Unterscheidung betrifft die emotionalen Entscheidungen aus Intuition und Emotion gegenüber den rationalen Entscheidungen, den Vernunft oder Verstandsentscheidungen. Heißt das jetzt, dass sich emotionale Charaktere automatisch der Emotion zuwenden und die Analytiker eher diesem Vernunftszugang, also jetzt wirklich eher auch zu rechnen und rational zu erfassen?
08:52
CK: Mit dem starken Hinweis auf das Wort eher. Das ist genauso dieser Autopilot, zu sagen, wo fühlen wir uns wohl, und auch so ein bisschen, was ist meine eigene Präferenz. Also ich stelle immer die Frage: wie würdest du denn gerne entscheiden, wenn du so könntest wie du wolltest. Sehr oft haben wir irgendwelche Vorgaben Regeln, Prozesse, Workflows die wir einhalten müssen. Aber so die Frage wie würde ich denn gern, wie täte ich, das ist dann die Präferenz und ja da würde ich schon dem zustimmen das ist eher, je rationaler, desto eher folge ich dem analytischen Zugang und versuche mir durch Recherche Informationen zu holen, das ganze durchzudenken, durchzurechnen dort wo möglich und je intuitiver ich unterwegs bin, desto leichter tue ich mir dann auch, und deswegen nutze ich es auch diesen Zugriff auf die Emotionen auch so ein bisschen dieses Körpergespür, Bauchgefühl.
09:46
WW: Also ich erinnere mich an dieses eine Kapitel oder deine Story die du geschrieben hast, hat mich wirklich sehr zum Schmunzeln gebracht, weil ich mich dabei selbst gesehen habe, wo es darum geht, die Speisekarte aufzuschlagen, wo du deine Schwiegermutter ist es, die dann rauf runter, mit der konnte ich mich sofort identifizieren. Und meine Frau ist ähnlich wie deine Frau, also die macht diese, die trifft die Entscheidung eher nach dem Ausschlussverfahren. Was haben wir im Kühlschrank damit wir nicht dasselbe essen oder was können wir bestellen, dass wir voneinander kosten können. Bedeutet das jetzt, das jemand, so wie ich bezeichne mich jetzt als Schnellentscheider in dem Begriff vom Typ unter anderen Rahmenbedingungen auch meine Entscheidungstypologie ändern würde, oder bleibe ich immer ein Schnellentscheider?
10:34
CK: Auch hier spielen schon wieder diese Präferenzen mit rein. Das Modell das da dahinter steht ist der sogenannte Maximizer und er Satisficer. Also der eine ist halt Satisficer im Sinne von sucht nach Zufriedenheit und da reicht halt eine, gerade bei der Speisekarte, der erste Punkt der mir auffällt wo ich sage: he das ist es. Löst was aus, im Idealfall ein Glücksgefühl oder ein cool, passt darauf hab ich Lust oder schmeckt mir oder hatte ich gestern, mag ich nochmal haben und die Sache ist erledigt. Und ein Maximizer hingegen versucht aus der Vielzahl das bestmögliche im Sinne von Ergebnismaximierung herauszusuchen und dementsprechend dauert es dann auch mal ein bisschen länger und bezieht auch mehr Faktoren mit ein. Also ein Satisficer, zweiter Punkt auf der Speisekarte, danke das ist es, Maximizer, was ist im Kühlschrank, was ist du, wie können wir bestmöglich das Ergebnis maximieren? Und auch da, das sind Präferenzen, die wir in uns tragen, in uns haben, mit allen Vor- und Nachteilen, also als jemand der, so wie du das jetzt für dich beschrieben hat, aus dem Satisficer sehr schnell entscheidet. Da kann es auch Situationen geben wo auch zu schnell entschieden wird, weil nicht alles mitberücksichtigt wird. Und der andere Typ ist vielleicht eher einmal sehr in der Reflexion, sehr in der Schleife gefangen und kommt aus der nicht raus.
11:55
WW: (lacht) Da triffst du wirklich einen wunden Punkt bei mir. Da hast du auch Recht, genau so ist es. Manches Mal, im Nachhinein, denke ich ja dann wirklich so darüber nach.
In einem Kapitel schreibst du wie die Angst vor Verlusten unsere Entscheidungen beeinflusst. Da heißt es z.B.: Es reicht bereits die Vorstellung etwas zu verlieren um einen doppelt so hohen Schmerz auszulösen im Vergleich zu einem erwartbaren Gewinn der selben Größe. Impliziert diese Angst nicht automatisch ein defensives Verhalten, was jetzt entscheiden oder Entscheidungsprozesse betrifft oder bzw. wie geht man jetzt gerade in solchen Situationen mit den eigenen Ängsten um? Gibt es da ein passendes Werkzeug um entscheidungsfreudiger oder selbstsicherer zu werden?
12:40
CK: Ich habe es noch nicht gefunden. Kurze Antwort. Ich kenne da noch nicht die eine Antwort darauf. Ich glaube auch, wie auch in vielen anderen Themen hilft hier die Reflexion, dieses sich beobachten, wie tu ich denn um auch dann festzustellen, ist es jetzt gerechtfertigt oder nicht oder passt es oder passt es nicht. Ja, diese Verlustaversion, also diese Angst vor Verlusten oder dieser gefühlte angenommene Schmerz, der führt automatisch ein stückweit zu einem defensiveren Entscheidungsverhalten. Und auch hier ist dieses Verhalten unterschiedlich stark ausgeprägt. Also in der Finanzwirtschaft würde man jetzt noch von Risikoklassen, Risikoaversion, Risikofreudigkeit z.B. auch bei Investment sprechen, das ist leichter, finde ich auch für meine unter Anführungszeichen Einstufung, das passende Investment mit mehr oder weniger Risiko dahinter. D.h. ich glaube das heißt, dass Bewusstsein darüber, wie sehr das auf mich wirkt und wie stark es auf mich wirkt, hilft schon in dem Moment, sozusagen: Passt das jetzt oder kann es gerade hinderlich sein und das ist so ein bisschen ein, wie soll ich sagen, das hat ganz viel mit dem Selbstbewusstsein über das Entscheiden und aber auch der Reflexion über den Entscheidungsprozess zu tun.
14:08
WW: Also, eine weitere große Erkenntnis für mich war, dass Einzelentscheidungen, auch wenn sie jetzt manchmal schwieriger zu treffen sind, nichts im Vergleich zu den zu treffenden Entscheidungen von Organisationen sind und da reichen ja auch schon kleine überschaubare Teams, also für mich jetzt überall dort, wo mehr als ein Mensch im Spiel ist wird es ja zunehmend komplexer. Wie hoch siehst du die Wahrscheinlichkeit als Team oder Gruppe zu einer gemeinsamen Entscheidung zu gelangen, in der jetzt nicht unzählige Kompromisse getroffen werden müssen. Gibt es so etwas wie einen fairen gemeinsamen Entscheidungsprozess überhaupt, kann man sich da mit einem Werkzeug dort hin arbeiten?
14:51
CK: Ja, kurze Antwort ja ich glaube es gibt diesen fairen Entscheidungsprozess mit dem Hinweis, dass der auch ein bisschen Zeit braucht und auch zeitintensiv ist, weil es ja hier durchaus in diesen Diskurs geht um diese unterschiedlichen Sichtweisen und Perspektiven einzubringen. Und das ist es ja auch was für mich auch diese Entscheidung in Teams und Gruppen aber auch so wertvoll macht, dass ich hier diesen Kondensat aus diesen Perspektiven und Meinungen habe und eben nicht nur aus meiner Brille heraus auf die Welt oder auf eine Fragestellung schaue sondern hier diese Perspektiven einfangen kann. Und überall dort wo mehr als ein Mensch im Spiel ist kann es aufwendig werden. Da bin ich neulich über eine sehr nette Infografik gestolpert, die gezeigt hat, je mehr Köche desto schlechter der Brei, auch im Sinne des Entscheidungsgemenges. Und da würde ich einmal sagen, ich glaube es gibt sehr legitime Situationen in denen es in Ordnung ist aus der Hierarchie oder als Einzelperson auch für Teams oder Gruppen zu entscheiden. Gerade dann wenn Zeitdruck da ist, was wir vorher auch kurz angeschnitten haben. Einsatzorganisationen. Wenn da jetzt ein Löschzug an einen Brandherd kommt, die werden sich jetzt auch nicht hinsetzen und gemeinsam überlegen was jetzt die beste Lösung ist und welchen Weg sie gehen. Da gibt es Erfahrungen, da gibt es eine klare Kommando- und Entscheidungslinie die in diesem Fall funktioniert und auch eingehalten wird. Wichtig ist aber dann im Anschluss als Team wieder gemeinsam drauf zu schauen. Gibt es da vielleicht Ideen oder andere Vorschläge, die in der Situation hilfreich gewesen wären. Also auch um Alternativen aufzuzeigen. Also ich glaube die Fragestellung ist auch immer damit verbunden, wie sehr bewegen wir uns in einem erwartbaren Kontext, Umfeld, Situation, also habe ich eine Idee was passiert und traue ich mir es auch zu selber zu entscheiden, dann ist es aus meiner Sicht genauso auch möglich zu sagen, passt, go for it, entscheide! Gleichzeitig, wenn ich in herausfordernden Situationen bin, die ich nicht kenn oder die sich sehr stark verändern, dann hilft hier so ein bisschen die Wisdom of the group um hier Wege zu finden, die mir vielleicht selber verborgen geblieben wären.
17:10
WW: Jetzt muss ich auch ein bisschen schmunzeln, du startest ja gerade in deinem Buch mit deinem Buch mit dem Kapitel VUCA oder die VUCA-Welt. Und meinst du, bzw. ist das mit den geänderten Rahmenbedingungen von Außen, ist das damit gemeint?
17:20
CK: Auch, ja also so wie wir die Welt gerade erleben, ich sage das immer sehr salopp, jeder Dreijahresplan ist das Papier nicht wert auf dem er geschrieben ist. Ich glaube es ist gut eine Idee zu haben, wo will ich hin, was sind so meine Ideen meine Vorstellungen, aber den Weg einzupflastern und zu zementieren und den dann auch zwingend einzuhalten, da habe ich ein bisschen meine Zweifel daran.
17:45
WW: Ich habe es leider nicht mehr so genau im Kopf, vielleicht kannst du mir da weiterhelfen, du hast es wunderbar beschrieben mit dem Fahren auf der Autobahn bei einer gewissen Geschwindigkeit und dann… Wie war das noch mal genau, kannst du das ein bisschen…
17:57
CK: Genau, das kommt von meinem damaligen Soziologieprofessor, der gesagt hat: wir bewegen uns in einer Welt wo wir mit 130 Sachen auf der Autobahn fahren, haben aber gelernt in den Rückspiegel dabei zu schauen, weil wir immer auf die Zahlen der Vergangenheit schauen, weil wir immer die Ergebnisse, das was schon vergangen ist, quasi für uns als Navigationssystem verwenden, was ja pervers ist, wir sollten eigentlich nach vorne auf die Straße schauen, oder zumindest nach links und rechts auch öffnen um zu wissen wo fahren wir hin und nicht wo kommen wir her.
18:30
WW: Das finde ich perfekt dieses Beispiel, also liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, denken Sie daran, nach vorne schauen. In einem Kapitel, Entscheidungstechniken für Praktiker, das ist im übrigen mein persönliches Lieblingskapitel, sprichst du dann über die praktischen Werkzeuge, wie dann all die Erkenntnisse aus der Theorie in die Praxis umgesetzt werden können. Können diese Werkzeuge, ich nenne sie jetzt einmal Werkzeuge, gleich in der Praxis eingesetzt werden, oder benötigt man dann Spezialisten oder Experten wie dich um alle Aspekte in einem Entscheidungsprozess jetzt wirklich durchleuchten zu können.
19:08
CK: Ich würde jetzt einmal den Vergleich mit dem Handwerk ziehen. Jeder von uns kann sich eine Säge kaufen und ist in der Lage Holz zu schneiden oder mit einer Axt Brennholz zu machen und es gibt Koryphäen die bauen daraus tatsächliche Skulpturen und Kunstwerke und ich glaube auch ähnlich ist es auch mit den Tools. Ich würde sagen, die Tools sind so beschrieben und im Download dann zum selber ausprobieren und anwenden, sind so, also ich glaube, die kann man gut anwenden. Hilft es auch ein bisschen darüber mehr zu erfahren als nur das Tool, im Sinne von wo kommt es her, wo setze ich es ein, das ist ja auch immer so ein bisschen die spannende Frage, auch so ein bisschen wie kann ich es oder wo sind auch die Grenzen den Tools, ich glaube das ist hilfreich um es dann noch besser einsetzen zu können.
19:58
WW: Du hast jetzt angesprochen Downloads, also ich hab auch die QR-Codes gesehen, die du ja schon in deinem Buch, d.h. man kann in deinem Buch jetzt wirklich auch den Zugang oder man erwirbt auch gleichzeitig den Zugang um sich selbst auch, um diese Werkzeuge downloaden zu können, habe ich das richtig verstanden.
20:16
CK: Genau also es gibt Bonusmaterial zu dem Buch, das man sich dann runterladen kann und da sind dann, glaube ich sieben Tools, sieben gute gängige Tools die auch aus meiner Sicht sehr gut in die Anwendung gelangen können stehen dann dort zur Verfügung.
20:32
WW: Kann ich nur unterstreichen, ich habe sie auch schon selbst ausprobiert, lieber Christian eine Frage habe ich jetzt noch für dich. Die lautet: Welche Frage, habe ich dir in unserem Podcast noch nicht gestellt, die du aber gerne beantworten würdest? Also, lass dir mal kurz Zeit, wir machen eine kurze Pause und sind gleich wieder zurück.
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21:20
WW: So, nach der kurzen Nachdenkpause Christian, welche Frage?
21:27
CK: Also ich bin sehr dankbar, dass eine Frage nicht gestellt worden ist, die Frage oder die Frage die sehr oft gestellt worden ist: was ist jetzt besser? Die analytischen oder die intuitiven Entscheider? Die Antwort würde ich auch gern offen bleiben und bin auch froh, dass sie nicht gestellt worden ist. Was aber nicht gefragt worden ist, ist aus meiner Sicht und auch noch spannend sein könnte, ist die Frage was sind denn überhaupt gute Entscheidungen? Also wir haben jetzt sehr viel über den Prozess, Herangehensweise, und auch bisschen so die Präferenzen geplaudert, aber was kennzeichnet eine gute Entscheidung, das. Ich glaube die fehlt noch so ein bisschen in unserem Gespräch.
22:03
WW: Dann machen wir das jetzt offiziell. Also lieber Christian, was ist eine gute Entscheidung, was kennzeichnet eine gute Entscheidung?
22:12
CK: Kurze Antwort, nicht ausschließlich das Ergebnis. Sehr oft messen wir Entscheidungen an dem was dann tatsächlich passiert oder rausgekommen ist. Und das kann gut gehen, muss aber nicht gut gehen und immer die Frage, ist die Entscheidung deswegen jetzt gut oder schlecht. Also ich bring da immer ganz gern das Beispiel, wenn ich vorhabe Geld zu verdienen und ich gehe ins Casino und ich knacke den Jackpot. Dann ist das Ergebnis eindeutig ein Wahnsinn. War es jetzt eine gute Entscheidung ins Casino zu gehen und vielleicht auch noch das Gesamtersparnis zu setzen. Da würde ich jetzt sagen vermutlich nicht. Also ich glaube es ist nicht das Ergebnis per se, aus meiner Sicht gehört zu einem guten Entscheidungsprozess wenn es ein bewusstes aber auch beim unbewussten aber vor allem beim bewussten Entscheiden immer so ein bisschen die Frage, habe ich mir tatsächlich die Zeit genommen und versucht so gut es geht, diese Einflussfaktoren, die Umwelt auch zu verstehen, ein Gespür dafür zu entwickeln wo es hingehen kann um aus dem heraus dann diese, die Entscheidungsmöglichkeiten, die Optionen zu entwickeln und auch am Ende des Tages auch auszuwählen. Also um es kurz zu sagen, Entscheidungen würde ich gerne auch und wahrscheinlich vorwiegend am Prozess messen und wie bin ich zu der Entscheidung gekommen und habe ich dort mein bestmögliches gegeben und gut entschieden versus nur dem Ergebnis zu messen.
23:51
WW: Also wirklich alle Optionen durchzuspielen oder viele Optionen durchzuspielen, durchzudenken, sich die Zeit dafür zu nehmen und dann kann ich im Nachhinein sagen, ich habe es jetzt so verstanden, auch wenn es in die Hose geht, zumindest brauche ich mir nicht vorwerfen, dass ich mir keine Gedanken darüber gemacht habe. Habe ich das richtig verstanden?
24:08
CK: Ganz genau, ich glaube es geht auch da zu sagen die Entscheidung war schlecht, weil das Ergebnis nicht so ist wie erwartet, sondern habe ich mein bestmögliches im Rahmen dessen was geht getan, also es geht nicht darum alles zu analysieren und zu Tode zu verstehen, sondern hier mit einem guten Augenmaß zu verstehen habe ich mir die Zeit genommen bei großen Entscheidungen auch wirklich auf die Fragestellung auf den Prozess auf die Optionen auf mein Umfeld zu schauen. Und wenn ich das mit Ja beantworten kann und auch gut und nachvollziehbar zu meiner Entscheidung gekommen bin, dann war die Entscheidung gut. Wie man es jetzt auch leider Anfang diesen Jahres gesehen haben, es kann sich innerhalb weniger Stunden die Weltordnung ändern, es können Pandemien ausbrechen es können viele Dinge geschehen, die mehr oder weniger vorhersagbar sind, die natürlich auch wieder das Ergebnis beeinflussen. Aber das ändert nichts am Entscheidungsprozess, dass ich zu einer guten Entscheidung gekommen bin. Die Welt ist es, die sich ändert. Aber das Entscheiden und der Entscheidungsprozess den wünsche ich mir gut zu haben.
25:10
WW: Also, eine für mich sehr inspirierende Antwort, weil es auch darum geht sich vielleicht sein eigenes Handeln ein bisschen zu reflektieren, wie gehe ich mit Entscheidungen um, nehme ich mir die Zeit, so wie du es jetzt gesagt hast, ich sage es jetzt in meinen Worten Ratio und Emotio miteinander zu verbinden und dann halt einen Punkt zu finden, wo ich sage, ok jetzt bin ich so weit. Also vielen Dank, wieder etwas dazu gelernt, aber bevor ich dich gehen lasse lieber Christian, hast du schon einmal einen 8samkeits-Impuls-Podcast gehört?
CK: mhmm, ja
25:50
WW: Ok, dann weißt du was jetzt kommt, jetzt kommt der 8samkeits-Check-Out. Bist du bereit, du hast acht Fragen vor dir, und die darfst du mit maximal einem Wort oder maximal einem Satz, das ist jetzt auch wieder so eine Sache ein Satz, beantworten.
28:08
CK: Alright
WW: Dann geht’s los. Frage Nummer 1 Strandurlaub oder Wandern in den Bergen?
CK: Strandurlaub
WW: Frage Nummer zwei, wenn ich einmal nicht weiß wie ich mich entscheiden soll, dann
CK: hol ich den Würfel
WW: Wirklich?
CK: mhmm
26:31
WW: Den Würfel, das ist wie Münzenwerfen oder
CK: Wie Münzenwerfen, ja weil ich dadurch die Kontrolle auslagere und da sträubt sich mein Körper. Der mag in Kontrolle bleiben und ich kann dann eine Münze werfen und wenn dann das kommt was kommen soll, freue ich mich und weiß es ist gut und wenn dann so ein besser zwei als drei, dann weiß ich die andere Entscheidung wär besser gewesen.
26:54
WW: Werde ich mir auch merken. Frage Nummer drei. Welches war der beste Ratschlag den du jemals erhalten hast?
CK: Keep cool
27:03
WW: Dann gibt es auch den schlechtesten, kannst du dich an den auch noch erinnern oder hast du den schon verdrängt.
CK: Verdrängt, ich glaube verdrängt.
27:17
WW: gut, dann lass uns auch nicht weiter danach suchen, Frage Nummer 5, was war deine letzte große persönliche Entscheidung die du treffen musstest?
CK: Vermutlich Strandurlaub oder Bergurlaub in der Familie
27:30
WW: Frage Nummer 6, drei Begriffe die einen entscheidungsfreudigen Menschen für dich, aus deiner Sicht, ausmachen
CK: reflektiert, bewusst und gezielt im Sinne von nehme ich mir Zeit oder kann ich schnell entscheiden.
27:57
WW: Frage Nummer 7, welches Buch würdest du empfehlen? Ganz allgemein
CK: Ganz allgemein? Ich versuche gerade den Titel zu… , ja im Grunde gut. Ein sehr schönes Buch über die oft nicht beachtete gute Seite der Menschheit
28:27
WW: Du sprichst ja auch in deinem Buch von den Biases, dass wir oft in die eine Richtung zu stark gehen oder vom Prinzip her es ja ein Teil von uns ist.
CK: Ja, und ich sag durch Medien durch Nachrichten und durch das was wir konsumieren, erfahren oder hören wir einfach sehr stark immer nur von den Bad News und im Grunde gut beschreibt sehr schön anhand von Beispielen aber auch sehr gut aufbereitet, dass der Mensch im Grunde genommen gut ist und Gutes tut und nicht dieses zerstörerische Biest und Vieh ist, wie es manchmal dargestellt wird.
29:00
WW: Also ausnahmsweise bei dieser Antwort, ich glaube das ist sehr wichtig, da darf es mehr als ein Satz sein, danke dafür. Also 8te und letzte Frage: Welcher Person würdest du gerne einen Tag lang alle Entscheidungen abnehmen und sie natürlich auch treffen.
28:21
CK: Gute Frage, gute Frage, ich glaube, also ich habe kurz überlegt ob es jemand aus der Politik ist aber das war dann sehr schnell nicht der Fall. Vermutlich Jeff Bezos. Ein Mensch dem man nachsagt, dass sehr sehr schnell sehr viele Entscheidungen trifft und mich würde echt interessieren wie viele er tatsächlich treffen muss und wahrscheinlich würde ich auch die eine oder andere Entscheidung ein bisschen anders auslegen als er es in seinem Konzern tut und bei der Größe denke ich hat das auch einen entsprechenden Hebel um hier ein bisschen was bewegen zu können.
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